Sinnvolle Hilfe zur Selbsthilfe

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Die aktivierende Pflege soll Menschen mit therapeutischem Pflege- oder Rehabilitationsbedarf zugutekommen. Die aktivierende Pflege ist Bestandteil der alltäglichen Pflegepraxis, welche pflegebedürftigen Patienten zu mehr Unabhängigkeit verhelfen soll. Sie kann als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden werden und hat das Ziel, den Betroffenen neben mehr Unabhängigkeit auch mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln. Dem Patienten wird aufgezeigt, wie er seinen Alltag unter Beaufsichtigung, mit Unterstützung oder alleine am besten bestreiten kann. Sie ist weitaus mehr als die Grundpflege oder Versorgungspflege. Mit Rücksicht auf seine bestehenden Fähigkeiten und aktuellen gesundheitlichen Einschränkungen wird der Betreffende darin gestärkt, seine Alltagskompetenz wiederzuerlangen, zu erhalten oder eventuell auszubauen.

Eine Pflegesituation ist nicht immer zementiert

Die Aktivierende Pflege möchte dazu beitragen, dass der Patient seine individuell größtmögliche Selbstständigkeit und Mobilität erreicht. Sie hat das Ziel, das er wieder unabhängiger am Alltagsleben teilhaben kann. Auch der alte, multimorbide Patient soll dadurch die Möglichkeiten seines Handelns selbst erfahren und motiviert werden, mit pflegerischer Unterstützung wieder Aktivitäten einzuüben. Die Arbeit des Therapeuten wird in einem interdisziplinären Behandlungskonzept fortgesetzt. Somit ist die aktivierend-therapeutische Pflege mehr vom Beziehungsprozess unter Zuhilfenahme zielgerichteter Maßnahmen geprägt. Der Patient trainiert und aktiviert Fähigkeiten, die ihm Selbstständigkeit schenken. Sofern es möglich ist, hat aktivierende Pflege das Ziel, den Verlust der Autonomie zu reduzieren oder zu stoppen. In der Geriatrie müssen dabei immer auch die höhere Sturzgefahr, Komplikationen durch Folgeerkrankungen, chronische Krankheitsverläufe und die Verschlechterung des allgemeinen Selbsthilfestatus berücksichtigt werden.

Ziel ist größtmögliche Selbstständigkeit

Auch die Mobilisation ist eine Maßnahme der körperlichen Aktivierung des Patienten. Sie dient hauptsächlich der Förderung der Beweglichkeit, verfolgt also ebenfalls ein therapeutisches Ziel und versucht, Folgeprobleme zu verhindern. Sie betrifft jedoch nicht ausschließlich geriatrische Patienten, sondern Patienten in jedem Alter. Sie ist eine der wichtigsten Behandlungsformen nach Operationen und bedeutet viel mehr, als nur die Fähigkeit zum Aufstehen zu erlernen. Unter Mobilisation in der professionellen Pflege versteht man alle Handlungen, welche die Bewegungsfähigkeit eines bettlägerigen oder immobilen Patienten so weit wie möglich wiederherstellen. Durch die Mobilisation soll der Patient befähigt werden, selbstständig aus dem Liegen oder Sitzen aufzustehen, sich vielleicht anzuziehen oder beispielsweise zur Toilette zu gehen.

Mobilisation – seine Beweglichkeit wiedererlangen

Mobilisation ist keine Pflegeform, sondern mehr eine Art Bewegungstraining.

Dazu gehören:

  • passives Bewegen
  • aktives Bewegen
  • Atemtherapie
  • resisitives Bewegen

Der Patient lernt, seinen Körper besser wahrzunehmen und Möglichkeiten, Hilfsmittel sinnvoll und effektiv einzusetzen. Nach einer Operation versucht der Therapeut mit Übungen, die Beweglichkeit einzelner Muskeln und Gelenkgruppen zu erhöhen. Zunächst sitzt der Patient an der Bettkante und beginnt mit dem angeleiteten Training. Je mehr Fortschritte er macht, desto mehr kann ihm der Therapeut zutrauen. So beginnt er etwa wieder mit begleitetem Treppensteigen, bis er später mit Gehhilfe oder ganz alleine laufen kann. Natürlich müssen dabei immer die vorhandenen Ressourcen berücksichtigt werden, denn nicht alle Formen der Bewegungsförderung sind bei jedem Patienten angebracht.

Beispiele: Ein Patient mit Osteoporose und akuter Herzkreislaufinsuffizienz soll wieder in die Lage versetzt werden, seinen Alltag selbstständig zu führen, also zum Beispiel an Veranstaltungen der Kirchengemeinde teilzunehmen. Zunächst findet die Mobilisation gemeinsam mit dem Therapeuten im Krankenhaus statt. Dazu lernt der Patient anfänglich aktive Bewegungen in Rückenlage und im Sitzen. Außerdem lernt er, seinen Puls eigenständig zu kontrollieren. Dabei muss auch berücksichtigt werden, wie die Hilfe im persönlichen Umfeld des Patienten aussieht und aussehen könnte. Ein Patient im Rollstuhl wird im richtigen Sitzen unterwiesen, wie er kurzfristig frei sitzen oder sein Becken anheben kann. Er lernt, die Bremsen richtig zu bedienen, sich selbstständig fortzubewegen und vom Rollstuhl ins Bett zu gelangen. In diesem Zusammenhang sind Sicherheitsaspekte von großer Bedeutung, denn der Rollstuhl darf nicht umkippen oder von alleine wegrollen.

Mehr Informationen unter
http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateien/Publikationen/Pflege/Broschueren/BMG_RatgeberPflege_Juni_2015.pdf